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Component Object Model (COM)

Eintrag zuletzt aktualisiert am: 08.10.2006

Das Component Object Model (COM) ist Microsofts Ansatz für objektorientierte Softwarekomponenten. COM ist das allgemeine Modell für den Aufbau und die Benutzung von Komponenten und der Vorgänger des .NET Frameworks. Das .NET Framework sollte ursprünglich COM 3.0 heißen. Jedoch hat Microsoft sich später für einen anderen Namen entschieden – was auch gerechtfertigt ist, weil das .NET Framework nicht mehr auf COM basiert.

COM wurde eingeführt im Jahre 1993 uter dem Namen "Object Linking und Embedding". Erst 1997 begann Microsoft, den Namen Component Object Model (COM) zu verwenden.


Das .NET Framework verbessert zehn wesentliche Unzulänglichkeiten von COM:
Komplexität

1. Komplexität
Das neue Komponentenmodell ist einfacher und universeller. Es gibt keine verschiedenen Zugänge zu einem Objekt mehr wie in COM (IUnknown und IDispatch), sondern nur noch ein einheitliches Verfahren, das durch die .NET-Laufzeitumgebung für den Entwickler völlig transparent abläuft. Anders als in COM kann jeder .NET-Client jede .NET-Komponente nutzen. Nicht mehr Schnittstellen, sondern Klassen stehen im Mittelpunkt. .NET unterstützt aber ebenso wie COM Klassen mit Mehrfachschnittstellen. .NET-Klassen haben hierarchische Namen. Schnittstellen werden explizit definiert, anstatt abstrakte Klassen als Hilfskonstrukte zu nutzen.
Zudem sind alle .NET-Anwendungen und -Bibliotheken zugleich .NET-Komponenten. Es wird nicht mehr wie in COM zwischen einfachen DLLs/EXEs und Komponenten-DLLs/COM-EXEs unterschieden.

2. Selbstbeschreibung
Im .NET Framework ist es Pflicht, dass alle Komponenten eine Selbstbeschreibung enthalten. Diese Meta-Daten liefern Informationen über die enthaltenen Klassen mit ihren Schnittstellen und über deren Attribute, Methoden und Ereignisse. Die Sprach-Compiler haben dafür zu sorgen, dass diese Meta-Daten erzeugt werden und konsistent zum wirklichen Inhalt der Komponenten sind.

3. Einheitliche Laufzeitumgebung
COM stellt zwar ein Verfahren bereit, wie in unterschiedlichen Sprachen implementierte COM-Komponenten untereinander kommunizieren können, die Erstellung und Nutzung von COM-Komponenten ist jedoch in verschiedenen Sprachen unterschiedlich gelöst gewesen. Um die komplexen COM-Mechanismen für den Programmierer einfacher nutzbar zu machen, enthalten die COM-fähigen Sprachen eine Laufzeitumgebung. Dies waren bisher für Visual Basic die VB-Runtime und für Visual C++ die Active Template Library (ATL). .NET besitzt eine einheitliche Laufzeitumgebung für alle Sprachen, die Common Language Runtime (CLR). Dies ist die Umsetzung eines Features, das Mitte der Neunzigerjahre bereits für das mit Windows 2000 ausgelieferte COM+ angekündigt war. COM+ enthielt jedoch diese Laufzeitumgebung noch nicht.

4. Verbesserte Versionierung
Eine Komponente kann in beliebig vielen Versionen auf einem einzigen System parallel installiert sein. Jede Anwendung kann so konfiguriert werden, dass sie eine bestimmte Version einer Komponente nutzt.

5. Einfachere Installation
Komponenten müssen nicht mehr in der Windows-Registry registriert werden. Um eine Komponente für eine einzelne Anwendung verfügbar zu machen, reicht es, sie auf die Festplatte des Systems zu kopieren (Schlagwort »XCOPY-Deployment«). Lediglich globale Komponenten erfordern eine spezielle Behandlung.

6. Bessere Fernausführung (Remoting)
Die Verteilungsplattform von COM, das Distributed COM (DCOM), war eine proprietäre Entwicklung von Microsoft, die sich im Internet nicht durchsetzen konnte, da DCOM zahlreiche TCP-Ports verwendet, die durch Firewalls geblockt werden. Im .NET Framework erfolgt die Nutzung entfernter Komponenten auf Basis des Simple Object Access Protocols (SOAP).

7. Vererbung
Das .NET-Komponentenmodell unterstützt im Gegensatz zu COM die Vererbung, auch zwischen verschiedenen Sprachen.

8. Plattformunabhängigkeit
.NET-Komponenten sind durch ein Intermediation-Konzept plattformunabhängig. Compiler und Interpreter erzeugen in Zukunft keinen Maschinencode mehr, sondern einen prozessorunabhängigen Zwischencode. Dieser verwendet eine neue Sprache, die so genannte Microsoft Intermediation Language (MSIL). Ein Just-in-Time-Compiler übersetzt diese MSIL zur Laufzeit in Maschinencode. Dabei optimiert der Just-in-Time-Compiler den Maschinencode für die jeweilige Plattform (insbesondere den Prozessortyp).

9. Bessere Garbage Collection
Die fehleranfällige Referenzzählung in COM mit IUnknown::AddRef() und IUnknown::Release() wird in .NET durch einen Garbage Collector ersetzt, der eigenständig in regelmäßigen Zyklen nicht mehr benutzte Objekte aufspürt und den Speicher freigibt. Der Garbage Collector erkennt auch zirkuläre Referenzen.

10. Code Access Security (CAS)
Im .NET Framework kann sehr genau gesteuert werden, auf welche Systemressourcen eine .NET-Anwendung zugreifen kann.